Gekommen, um zu bleiben

Nach mehr als 15 Jahren will das Hofkollektiv Wieserhoisl nun den gemeinschaftlich bewirtschafteten Bauernhof mit insgesamt zwölf Hektar Grund und Boden kaufen. Als Pioniere in der österreichischen Hofkollektive-Szene der 2000er Jahre haben wir von Anfang an vom gemeinschaftlichen Besitz des Hofes geträumt. Doch damals gab es in Österreich noch keine nutzbaren Modelle für eine Alternativfinanzierung.

Tina, Wieserhoisl

Zur damaligen Zeit hatten wir als große Vorbilder das Mietshäuser Syndikat aus Deutschland und »Terre de Liens« aus Frankreich. Für uns hieß es daher, diese Systeme für das österreichische Rechtssystem zu überdenken und auszuarbeiten, aber die Herausforderungen waren größer als erwartet. Wir bemühten uns um verschiedenste Kooperationsmöglichkeiten und waren mit der damals entstandenen österreichischen Stiftung, die inzwischen »Munus Stiftung« heißt, im Gespräch. Außerdem suchten wir nach anderen Menschen, die den Kauf zur anschließenden kollektiven Nutzung hätten finanzieren können. Außerdem versuchten wir, den Freikauf des Hofes rein über Spenden zu finanzieren und starteten eine Kampagne zum Erwerb von Bausteinen. Manch mutige Menschen hatten uns darin unterstützt und so konnten auf diesem Wege rund 10.000 Euro gesammelt werden, die nun seit zehn Jahren, Zweck gewidmet, auf unserem Konto warten.

Eine erfreuliche Wertschätzung unserer Arbeit, denn das Wieserhoisl ist auch Anlaufstelle für Interessierte und Suchende alternativer Lebensformen. Das Kollektiv stellt Raum für Vernetzungs- und Kulturinitiativen zur Verfügung, es wird mit Selbstversorgung aus dem eigenen Garten, dem Wald und aus der Tierhaltung experimentiert und »neue« Konzepte, wie eine solidarische Ökonomie, werden seit vielen Jahren gelebt. Solche Orte und Gruppen von Menschen sind wichtig, da sie mit Beispielwirkung vorangehen und anderen Menschen Mut machen und Ideen geben, wie sie selbst aktiv werden können. Auch in der Wissenschaft wird anerkannt, dass kollektive Initiativen von unten als Zellen der zivilgesellschaftlichen Transformation rund um das Thema Degrowth agieren und schneller greifbare Lösungsansätze entwickeln, als es in der gängigen Politik üblich ist.

An diesem sehr strukturreichen Stück Land am Wieserhoisl freuen wir uns außerdem, eine immer größer werdende biologische Vielfalt beheimaten zu dürfen. Neben der selbst geschaffenen Diversität im Garten, bei den Obstbäumen und den Tieren, beobachten wir eine wachsende Anzahl verschiedener Vögel, bunter exotischer Insekten und Wildpflanzen. Dies bestätigt uns in unserer biologischen und naturnahen Bewirtschaftungsweise. In kleinem Umfang profitiert auch unser lokales und regionales Umfeld von dieser Vielfalt, wenn Jungpflanzen und Samen von Pflanzenraritäten in ihren Gärten gedeihen oder ein besonders feines Stück Lammfleisch auf ihren Tellern landet.

Wir bewirtschaften den Hof mit Freude und Hingabe und möchten diesen Ort auch in Zukunft erhalten und beleben. Bisher waren wir in der begünstigten Lage, den Hof einfach in Pacht nutzen zu können. Der Kauf der Liegenschaft war bis jetzt nicht Voraussetzung dafür, hier als Kollektiv sein zu können. Das hat sich nun verändert. Einer der beiden Besitzer drängt zum Verkauf seiner Hälfte. Wir sind bereit, diese Herausforderung anzunehmen und wollen das Wieserhoisl jetzt kaufen. Die Zeit drängt: Die Hälfte des Gesamtpreises, nämlich 303.000 Euro, soll nun in drei Teilzahlungen Ende Februar, April und Juni 2024, also in den kommenden Monaten, überwiesen werden. Schaffen wir das nicht, heißt es wohl für das Kollektiv, seine Sachen zu packen und diese wunderbare Zeit in Gemeinschaft an diesem großartigen Ort zu verabschieden. Das wollen wir unbedingt vermeiden! Darum suchen wir nun mutige Menschen mit finanziellen Möglichkeiten, die uns mit einer Spende oder einem Direktkredit dabei unterstützen, das Wieserhoisl frei zu kaufen und in Gemeinschaftsbesitz zu überführen. Denn wir lieben diesen Ort und wollen ihn weiter mit viel Liebe hüten.

Auch wenn der Unterstützungsaufruf zum Freikauf des Wieserhoisl zeitlich gerade sehr drängt, möchte ich auf unser wichtiges Netzwerk aus befreundeten Kollektiven in Österreich, die uns vorangegangen sind, verweisen. Auch Hart7 in Kärnten/Koroška und andere Kollektive in Österreich (Linksammlung siehe Homepage) suchen laufend nach neuen Direktkrediten, um auslaufende Kredite ersetzten zu können. Wir erschaffen uns die Welt, wie-die-wie sie uns gefällt!

Mehr Informationen über die Aktivitäten des Hofkollektiv Wieserhoisl und die Kampagne zum Kauf des Hofes gibt es auf unserer Homepage www.wieserhoisl.at zu lesen.

Titelbild: Pionierprojekt in Österreich: Nach 15 Jahren will das Hofkollektiv Wieserhoisl den gemeinschaftlich bewirtschafteten Bauernhof kaufen. Foto: Hans Wieser

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