Von harter Nachhaltigkeit und weichen Getränken

Vegane, regionale und damit rein pflanzliche sowie nachhaltige Produkte herzustellen, gehört zu den Zielen von Havelmi. Schon mit ihrem ersten Produkt, einem Haferdrink, will sich die Genossenschaft von den gängigen Marken absetzen und noch ökologischer als diese handeln. Oberstes Ziel ist, ein konkurrenzfähiges Grundnahrungsmittel herzustellen, das Kuhmilch nicht nur ethisch und ökologisch, sondern auch geschmacklich und in der Weiterverarbeitung übertrifft. Verwendet werden nur hochwertige Zutaten in Bio(land)qualität. Besonderes Augenmerk wird auf handwerkliche Produktion und interne Weiterbildung gelegt.

Paavo Günther, Beetzeeheide

Der Produktionsstandort des »Haferdrinks aus Brandenburg« befindet sich im kleinen Örtchen Ketzür im Havelland, rund 15 Kilometer nördlich von Brandenburg an der Havel. Gemeinsam mit der Mostmanufaktur Havelland – einem regionalen Safthersteller – und mit Unterstützung der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg wird hier ein ganz besonderes Getränk aus regionalen Bioland-Haferflocken und -Öl mit Solesalz aus der Steintherme Bad Belzig hergestellt. Dieses wird in 775 Meter Tiefe aus einer Solequelle gefördert, ist somit ebenfalls ein Brandenburger Original.

Der Haferdrink schmeckt leicht süß, obwohl keine Süß- oder Zusatzstoffe beigefügt werden. Gut schäumbar eignet er sich auch für den Cafébetrieb und die Weiterverarbeitung zu anderen Speisen. Der Berliner Eisproduzent Gimme Gelato ist Kunde der ersten Stunde und hat bereits zwei Sorten aus speziellem Havelmi-Eis im Programm.

Der Zero Waste-Ansatz

Bei der Verpackung verfolgt die Genossenschaft einen Zero Waste-Ansatz, statt wie andere Anbieter*innen auf Tetrapaks zu setzen. Auf Wegwerfprodukte wie Getränkekartons wird verzichtet. Stattdessen werden Glas-Mehrwegflaschen verwendet. Diese sind in der Kuhmilchindustrie schon seit langer Zeit etabliert und durch ihre Einheitsgröße von einem Liter mit anderen Produzent*innen austauschbar. Als Deckel wird auf die zukunftsweisende Blueseal-Variante gesetzt, die keine Weichmacher enthält. Beim Etikett kommt ressourcensparendes Gras- oder Steinpapier zum Einsatz.

Vertikale Wertschöpfungsgemeinschaft

Für die Zukunft arbeitet das Team bereits an weiteren Produkten. So sollen ein frischer Kakao in der Flasche, vermutlich 0,5 Liter-Größe, eine Vollkornvariante und weitere Milchersatzprodukte wie Haferjoghurt oder Hafercusine entstehen. Auch andere Sorten von Drinks wie Buchweizen, Hanf oder Amaranth sind in der Planung. Voraussetzung ist immer, dass die Zutaten in der Region angebaut werden. »Regionalität« selbst ist kein geschützter Begriff. Bei Havelmi wird darunter die maximal ökologisch sinnvolle Distanz zum Transport von Mehrweg-Glasflaschen mit 300 km vom Abfüllort verstanden, idealerweise die Nutzung von Zutaten aus Berlin-Brandenburg. Entsprechend bleibt der Vertrieb auf die Herstellerregion beschränkt, um die Vorteile der Glasflasche nicht durch die Nachteile eines ressourcenintensiven Transports aufzuzehren.

Fotos: Havelmi eG

Besonders wichtig sind der Genossenschaft eine sehr weitgehende vertikale Integration und damit eine ausgeprägte Fertigungstiefe. Die Mitgliedschaft steht allen an der Wertschöpfungskette Beteiligten offen – von den Bäuer*innen bis hin zu den Prosument*innen. Das Grundprinzip der Genossenschaft, die Förderung ihrer Mitglieder, steht an vorderster Stelle. Durch eine breite Mitwirkung sollen die gemeinsame Meinungsbildung gestärkt und ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Ernährung geleistet werden.

Die Mitgliedschaft reicht von einer rein finanziellen Beteiligung ab drei Anteilen á 50 Euro über die flexible Unterstützung in einzelnen Bereichen bis hin zum Engagement im Aufsichtsrat oder langfristig mit einer eigenen Stelle im Unternehmen. Mitmachen kann jede*r, die*der sich für regionale Wertschöpfung und Ernährung interessiert und in diese Richtung konsequente Veränderungen erreichen will. Für Mitglieder soll mittelfristig ein System zum vergünstigten Erwerb der Produkte entwickelt werden. Das ist besonders für Händler*innen von Interesse, indem diese über günstigere Preise Vertriebsvorteile erhalten. Aber auch Endkund*innen sollen bei regelmäßigem Konsum der genossenschaftlichen Produkte Geld sparen können.

Nutzung und Nutzen verbinden

Zwei Gründe waren für die Wahl der Rechtsform Genossenschaft ausschlaggebend: Unnötige Abhängigkeiten sollten vermieden werden. Für Havelmi sind Eigentum, Nutzung und Nutzen miteinander verknüpft. Und das lässt sich mit einer eingetragenen Genossenschaft juristisch am besten abbilden. Die Trennung von Konsum und Produktion halten die Gründer für ebenso überholt wie den Glauben an grenzenloses Wachstum. Nachhaltig kann Wirtschaften nur dann sein, wenn die drei Ebenen Ökonomie, Soziales und Ökologie eng miteinander verbunden sind. In der Praxis sollen deshalb Hierarchien – auch informelle – vermieden werden. Deshalb sind die Gründer hochinteressiert an Inputs von allen, die mit ihren Produkten zu tun haben

Link: www.havelmi.org

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