Bewegung der Weltläden

Die meisten Weltläden werden nach wie vor von entwicklungspolitischen, gemeinnützigen Vereinen getragen – Ausdruck ihres zivilgesellschaftlichen Charakters. Vor allem umsatzstärkere Läden bauen Zweitstrukturen auf, um den wirtschaftlichen vom gemeinnützigen und zivilgesellschaftlichen Bereich zu trennen. Die Zahl derer, die dies als Genossenschaft organisieren, lag bisher unter 30 Betrieben. In unserem Schwerpunkt beleuchten wir, welche weiteren Potentiale in verschiedenen genossenschaftlichen Konzepten für Weltläden stecken.

Burghard Flieger, Redaktion Genossenschaften

Weltläden gehören zu den ersten alternativökomischen Unternehmen nach dem deutschen »Wirtschaftswunder«. Im Unterschied zu vielen Szenebetrieben haben ihre Strukturen und Inhalte trotz meist fehlender bezahlter Arbeit »überlebt«. Die zwischen 800 und 1.000 Weltläden, überwiegend demokratisch organisiert, zeichnen sich bis heute durch eine erstaunliche Vielfalt und Breite aus. Ihr Überleben ist auch deshalb beeindruckend, weil ihr eigentlicher Markt, ihre Ökonomie, auf dem Verkauf von Produkten aus dem Fairen Handel beruht. Hier ging ihnen, wie in vielen ursprünglich alternativ- bzw. solidarökonomisch geprägten Branchen, der Rang als Platzhirsche eindeutig verloren. Im Vergleich zu den großen Supermarktketten verharren die Weltläden beim Fairen Handel trotz ihrer Beharrlichkeit in der Nische.

Unser Themenschwerpunkt will klären, ob in der Organisation der Genossenschaft nicht erheblich mehr Potentiale stecken, diese Nischenrolle wieder zu verlassen. Dahinter steckt die Einschätzung, dass Organisationsstrukturen von Genossenschaften stärker auf Professionalität, Wachstum und langfristige Stabilisierung ausgerichtet sind. Gleichzeitig suchen sie nicht, wie bei den sonst verbreiteten Lösungen, vorrangig in rein privatwirtschaftlichen, sondern gemeinschaftsgetragenen Konzepten ihre Perspektiven.

Verbund für die Zukunft

Der Schwerpunkt konzentriert sich auf unterschiedliche Ausprägungen genossenschaftlicher Konzepte unter den Weltläden. Vorab erfolgt eine Einführung in ihr Selbstverständnis und die Merkmale der Weltläden sowie ihrer wichtigsten Verbundstruktur, dem Weltladen-Dachverband. Zudem werden anhand einer Buchbesprechung die Wirkungen des Fairen Handels wissenschaftlich thematisiert. Im Anschluss veranschaulicht das Interview mit dem Weltladen Karibu in Kassel, dass Weltladengenossenschaften oftmals eine gewisse Eigensinnigkeit aufweisen. In diesem Fall, indem schon sehr früh Fairer Handel und regionale Bioprodukte in einem Shop-Konzept kombiniert wurden.

Auch die anschließend kurz skizzierten genossenschaftlichen Weltläden zeigen, wie unterschiedlich die Ansätze sein können. Sie reichen von der Gemeinnützigkeit über das Einräumen von Rabatten für Mitglieder bis hin zur Verstärkung der Glaubwürdigkeit durch geprüfte Qualitätsnachweise. Im zweiten Teil des Schwerpunkts geht es um genossenschaftliche Verbundstrukturen als Chance, durch Unterstützung die einzelnen Weltläden wirtschaftlich zu stärken. Die WeltPartner eG steht hierfür im besonderen Maße, weil sie Groß- und Einzelhandel miteinander kombiniert. Dagegen organisiert die Weltladen-Betreiber eG relativ eigenständige Weltläden unter ihrem genossenschaftlichen Dach. Mit einem Plädoyer, über sekundärgenossenschaftliche Konzepte solche Ansätze konzeptionell weiter voranzutreiben und dadurch Weltläden als Pionieren des Fairen Handels mehr Durchschlagskraft zu ermöglichen, wird der Schwerpunkt abgerundet.

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Titelbild: Zukunftsweisende Abstimmungen bei der WeltPartner Generalversammlung. Bild: WeltPartner eG


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