Bürgerenergie-Konvent: So viel Energie wie noch nie

Das Bündnis Bürgerenergie e.V. (BBEn) wird auf dem diesjährigen Bürgerenergie-Konvent seinen zehnten Geburtstag feiern. Dazu lädt das Bündnis am 26. und 27. April nach Berlin ein. Auf dem Programm stehen Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten, Beiträge prominenter Sprecher*innen, Aktuelles aus der Politik, zwölf Workshops und Praxisbeispiele aus der Bürger­energie.

Peter Streiff, Redaktion Stuttgart

Das Bündnis Bürgerenergie (BBEn), gegründet 2014, engagiert sich für eine von Bürger*innen getragene Energieversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien. Diese soll bis 2030 als dezentrale Energiewende erfolgreich umgesetzt werden. Dezentral heißt, die Orte der Erzeugung breit zu verteilen, um in der Folge die produzierte Energie verbrauchsnah anzubieten. Hierfür gilt es, die lokalen technisch-wirtschaftlichen Potenziale der Photovoltaik und Windenergie in vielfältiger Weise auszuschöpfen und alle lokalen Gestaltungsräume von Bürger*innen und Kommunen zu nutzen. Um dies zu erreichen, sieht der BBEn seine Aufgaben besonders in drei Bereichen:

  • als Plattform für Engagierte der dezentralen Bürgerenergiewende. Ziel ist die Stärkung und der weitere Ausbau einer Bürgerenergiebewegung;
  • als Vordenker einer partizipativen, dezentralen Energiewende. Die Argumente hierfür werden verständlich und faktenbasiert aufbereitet;
  • als Stimme der Bürgerenergie und ihr konstruktiv-kritischer Begleiter sowie deren politische Inte­ressenvertretung. Kooperationen mit Akteuren mit »großer Bürger­energieschnittmenge« sind dafür relevant.

Bürgerenergie steht als Begriff für eine erneuerbare und auf dezentrale Strukturen ausgerichtete Energiewende, die demokratischen, sozialen und ökologischen Werten entspricht. Einen besonderen Stellenwert hat hier die Idee des partizipativen, nachhaltigen Wirtschaftens. Akteur*innen der Bürgerenergie gestalten selbstbestimmt und selbstwirksam die dezentrale Energieversorgung mit. Alle wirtschaftlichen Ziele stehen dabei im Dienst gesellschaftlicher Zwecke: ökologische Verantwortung, Umwelt- und Klimaschutz, Daseinsvorsorge und nachhaltige Entwicklung einer Region. Das schließt Gewinnmaximierung aus. Entsprechend vielfältig ist Bürgerenergie: Nicht allein Energiegenossenschaften, sondern auch Privatleute, Landwirt*innen und juristische Personen unterschiedlicher Rechtsformen wie Vereine, Gesellschaften bürgerlichen Rechts, GmbH & Co. KG sind relevant – jedoch keine großen Konzerne.

Der diesjährige Bürgerenergiekonvent bietet sechs vertiefende Workshops an. Auf zwei von ihnen soll hier genauer verwiesen werden. In der Arbeitsgruppe »Digitale Tools als Unterstützung bei der Professionalisierung von Bürgerenergiegemeinschaften und -genossenschaften« wird interaktiv erarbeitet, wo Bedarfe für digitale Tools auf dem Weg zur Professionalisierung liegen. Dabei soll ihr Mehrwert veranschaulicht werden. Gearbeitet wird anhand einer »User-Journey«, einer Nutzer*innenreise, die den Weg aufzeigt, der zu gehen ist, bevor die Entscheidung für eine Nutzung gefällt wird. Themen sind: »Initiierung einer BEG, Gründung, Verwaltung/Management, Projektgeschäft in einer BEG und Energievermarktung/Energy Sharing«. Mittels einer Demonstration und der Testmöglichkeit anhand eines Prototyps sollen gemeinsame Probleme und Chancen herausgearbeitet werden.

Ein weiterer Workshop heißt »BePart! Wie gute Beteiligung die Energiewende voranbringt«. Ergebnisse des RIFS Potsdam, Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit, spielen hier eine wichtige Rolle: Mehr Energie durch mehr Teilhabe? Das ist oft die in den Raum gestellte, unhinterfragte Annahme. Ob sie stimmt, soll gemeinsam überprüft werden. Ergebnisse aktueller Forschung werden vorgestellt und die Teilnehmenden mit den Fragen konfrontiert: Was sind die eigenen Erfahrungen? Welche Unterschiede lassen sich beobachten, wenn mehr Menschen eingebunden werden? Was ändert der Bürger*innendialog bei konkreten Wind- oder Solarprojekten? Gemeinsam soll entwickelt werden, was eine gute Beteiligung braucht und wie das genutzt werden kann.

Die Veranstaltung richtet sich neben Energiegenossenschaften und -gemeinschaften an alle, die an einer dezentralen bürgernahen Energiewende interessiert sind.

Veranstaltungsort: Festsaal der Berliner Stadtmission in Berlin-Mitte
Zeitraum: Freitag, 26. April, 12 Uhr bis Samstag, 27. April, 17 Uhr

Teilnahmegebühr: 129 Euro, einschließlich Verpflegung und Abendprogramm (BBEn-Mitglieder erhalten einen Rabatt im Wert von 30 Euro)

Weitere Infos sowie der Link zur Anmeldung: https://kurzelinks.de/23u2

Titelbild: Rund 200 Interessierte kamen beim Bürgerenergie-Konvent 2023 zusammen. Foto: Bündnis Bürgerenergie

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