»Aufgeben ist keine Option«

Auch eine Vielzahl von Kollektiven gerät aktuell wirtschaftlich in die Bredouille. Von den staatlichen Eingriffen sind besonders Kultur-und Bildungseinrichtungen, Kneipen und Cafés, Kindertagesstätten und touristische Angebote betroffen.

Ulrike Kumpe, Redaktion Berlin

Per Crowdfunding versuchen sich aktuell viele über Wasser zu halten. Dauern die Schließungen zu lange, wird ihnen aber nichts anderes übrig bleiben, als Insolvenz anzumelden. Schon ein kurzer Blick auf die Crowdfunding-Seite »Startnext« vermittelt einen Eindruck davon, wie viele Projekte aktuell auf Spenden angewiesen sind. Sie zeigt aber auch, wie viele aktuell bereit sind, dem geliebten Programm-Kino oder angestammten Kollektivkneipe zu helfen. Das kleine Kasseler Kollektivcafé Kurbad konnte via Crowdfunding 5.000 Euro Spenden einnehmen. Bei der kollektiv geführten Kieler Kneipe »Subrosa« ist der aktuelle Stand ihrer Startnext-Kampagne bereits bei über 16.000 Euro, der Berliner Club //:aboutblank ist sogar bei über 80.000 Euro. Die Solidarität im Umfeld der Kollektive funktioniert.

Doch nicht alle benötigen sofort Geld, so wie das kollektiv geführte Restaurant »La Stella Nera« in Berlin-Neukölln. Insgesamt arbeiten in dem Betrieb zur Zeit 13 Kollektivist@s. Teilweise haben sie noch andere Einkommen, teilweise sind sie für andere Menschen mitverantwortlich. Genau wie der Kreuzberger Konzertveranstalter SO36 oder die Regenbogenfabrik erwägt das Kollektiv, Kurzarbeitergeld zu beantragen. Ausreichen werde es aber nicht, da es nur 60 Prozent des Lohns sind. Außerdem haben weder die Minijobber noch die zwei Selbstständigen ein Anrecht darauf. »Bei unserem ohnehin relativ geringen Einkommensniveau ist das wirklich nicht genug«, führt Steffen die Situation der Kollektivist@s weiter aus. »Doch Aufgeben ist für uns keine Option.«

Das Restaurant hatten sie bereits vor dem allgemeinen Verbot geschlossen. Steffen vom »La Stella Nera« begründet dies damit, dass der Sinn ihres Angebots mit all den Abstandsregeln nicht mehr umsetzbar war. »Was wir anbieten ist, einen schönen Abend in geselliger Atmosphäre zu verbringen. Da ist es laut und eng, da wird viel gelacht und wir alle haben eine Menge Spaß zusammen. Das ist so nicht mehr möglich und aus unserer Sicht auch unverantwortlich.« Für sie selbst wurden aber auch die Eindrücke aus Italien bestimmend, da viele aus dem Kollektiv aus Italien kommen. Trotz der Schwierigkeiten, vor denen auch sie stehen, fordert Steffen: »Bitte helft den Geflüchteten in Griechenland oder anderen Menschen, die jetzt wirklich nicht mehr zurechtkommen.«

Foto: La Stella Nera

Ein großer Teil der CONTRASTE war bereits fertig gestellt, als im Zuge der »Corona-Krise« die drastischen Verbote beschlossen wurden. Lest dazu auch den Maulwurf auf Seite 2. Mehr zu diesem Thema folgt in unserer nächsten Ausgabe.

Das könnte für dich auch interessant sein.