Stadt als reale Utopie

Das Projekt »City of Collaboration« (CoC) wird von der Stadt Graz im Rahmen des »Kulturjahr 2020« gefördert, um Ideen für wirtschaftliche Zukünfte der Stadt Graz zu entwickeln. Der Verein »Transition Graz« leitet das Projekt. Das RCE Graz-Styria, das Zentrum für nachhaltige Gesellschaftstransformation der Universität Graz, ist Partner. Zusätzlich unterstützen der Raiffeisenverband Steiermark und der Österreichische Genossenschaftsverband »City of Collaboration« finanziell.

Andreas Exner, RCE Graz

Wie wollen wir wirtschaften? Diese Frage bezieht sich nicht auf etwas uns Fernes, sondern auf das Hier und Jetzt, auf eine gelebte Utopie. Die Zukunft ist die Möglichkeit einer anderen Welt, die in jedem Moment präsent ist. In dieser Zukunft kooperieren wir anstatt zu konkurrieren, teilen unser Wissen, unsere Fähigkeiten und unsere Räume, und gehen das Tempo der Langsamsten. Die Möglichkeit eines besseren Lebens im Hier und Jetzt besteht nicht darin, möglichst rasch ein Ziel zu erreichen, das vermeintlich anderswo liegt. Die Transformation beginnt vielmehr im Rahmen dessen, was wir vorfinden. Sie macht sichtbar, was da ist, verschiebt Schwerpunkte, interpretiert Vorhandenes neu, nimmt die Bausteine der Gegenwart und setzt sie für ein besseres Leben anders zusammen. Das ist der Ausgangspunkt von »City of Collaboration«.

»City«, also »Stadt« steht hier für die Gesellschaft insgesamt. »City of Collaboration« zielt auf eine Stadt der Kooperation, der Zusammenarbeit. Diese Zusammenarbeit ist heute weltweit zu denken, von lokalen Kooperationen ausgehend über regionale Zusammenschlüsse bis hin zu den globalen Austauschverhältnissen, die oft von scharfer Ausbeutung und Herrschaft geprägt sind. Graz ist dafür ein utopischer Raum unter vielen anderen, auf dem Land wie in der Stadt.

»City of Collaboration« versucht, Solidarische Ökonomien wieder in Erinnerung zu rufen. Dazu beschreitet das Projekt verschiedene Wege. Die Website wurde zu einer Drehscheibe für Informationen ausgebaut, die wir noch deutlich erweitern wollen. Weiters haben wir eine Ausstellung auf zehn Tafeln entwickelt, die interessierten Jugendlichen und Erwachsenen eine »Wirtschaft für den Menschen« näher bringen und die Themen »Solidarische Ökonomie, Genossenschaften und Demokratie« beleuchten (Seite 11). Im September 2020 fand ein Aktionstag »Genossenschaften für alle!« statt, der Menschen im öffentlichen Raum mit Genossenschaften aus Graz und Umgebung bekannt gemacht hat (Seite 9). Darüber hinaus erkundet das Projekt Möglichkeiten, Genossenschaften als Formen Solidarischer Ökonomien in Graz und Umgebung voranzubringen. Dazu gehört die Diskussion eines Gründungs- und Kompetenzzentrums für Genossenschaften. Außerdem möchte »City of Collaboration« auch die Idee der Schüler*innengenossenschaft in Graz bekannt machen und erste Projekte anstoßen.

Bei der Degrowth-Konferenz in Wien 2020 sowie beim Weltsozialforum zu Solidarischen Ökonomien in Barcelona hat die Projektgruppe Workshops zur Frage nach den richtigen Strategien für eine Solidarische Ökonomie abgehalten. Im Herbst 2020 folgte ein Workshop bei den Vienna Degrowth Days, der das Thema weiter vertiefte. Aufbauend auf den Ergebnissen wollen wir mit allen Interessierten ein Manifest für Solidarische Ökonomie verfassen. »City of Collaboration« soll dafür als Plattform dienen. Im nächsten Schritt möchten wir dazu auch Kontakt mit anderen Städten aufnehmen: für viele »Cities of Collaboration«.

Links:
cityofcollaboration.org
kulturjahr2020.at

Titelbild: Die WoGen Wohnprojekte-Genossenschaft e.Gen. ist Österreichs erste und einzige Bauträgerin, die ausschließlich gemeinschaftliche Wohnprojekte verwirklicht. Foto: Sascha Pseiner


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