Öko-Kunst-Dorf in Guinea wächst

Das transkulturelle Kollektiv »Faso Kele« baut seit knapp sieben Jahren ein ökologisches Künstler*innen-Dorf in Guinea auf – unter nicht ganz einfachen Bedingungen (siehe CONTRASTE Nr. 405, Juni 2018). Doch es geht voran, auch dank der vielen Spenden in Form von Gerätschaften und Technik, die vor Ort gute Dienste leisten.

Julia Friese-Konaté, Faso Kele

Das Öko-Kunst-Dorf »Kurukanfuwa« in Guinea feiert bald seinen siebten Geburtstag und erhält immer mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit von den guineischen Medien, Organisationen sowie Projekten in den Bereichen Landwirtschaft und Umweltschutz, Kunst und Kultur. Bald soll es einen Dokumentarfilm über das Leben, die Ideen, Visionen und Perspektiven von Faso Kele in Kurukanfuwa geben. Der Film ist bereits fertig, es fehlen nur noch die deutschen Untertitel.

Das Dorf Kurukanfuwa umfasst jetzt sechs Hektar Land, wovon bisher ungefähr ein Hektar bewohnt ist. In dem großen Gemeinschaftshaus, welches 2019 gebaut wurde, wohnen drei Familien, darunter eine alleinerziehende Mutter mit ihren zwei Kindern. Ein Zimmer ist für Besucher*innen reserviert. Der Gemeinschaftsraum ist Stromversorgungszentrum sowie Veranstaltungsraum, mitsamt der Terrasse, die außerdem als kleines provisorisches Schneider*innenatelier dient.

Des Weiteren gibt es zur Zeit fünf bewohnte Lehmhäuser. Der Bau weiterer Häuser sowie einer Schule ist geplant – für uns ein großes und wichtiges Bedürfnis. Immer mehr Menschen wollen in Kurukanfuwa leben und andocken. Die Gemeinschaft hat eigene Kinder und der Bedarf an Schulbildung sowie pädagogischer Beschäftigung der Bewohner*innen der Nachbardörfer ist groß.

Die fünf anderen Hektar Land stehen für Landwirtschaft, Gartenbau und Viehzucht zur Verfügung. Maniok, Süßkartoffeln, Erdnüsse, Auberginen, Kohl, Wassermelonen, Tomaten, Chili, Mais und Reis wurden darauf großflächig angebaut und auch geerntet. Allerdings fielen die Erträge klein aus, da die Größe der Fläche bezogen auf die Anzahl der Arbeitenden und die Fülle aller Aktivitäten eine große Herausforderung darstellt, insbesondere im Bereich »Unkrautbekämpfung«. Die vielen gespendeten landwirtschaftlichen Geräte unterstützen unsere Tätigkeiten sehr gut und werden viel benutzt. Dadurch sind auch schon einige kaputt gegangen.

Die Ochsen, die wir für den Pflug und die Egge gekauft hatten, sind krank und arbeitsuntauglich geworden, sodass wir diese verkauft und dafür zwei junge Milchkühe gekauft haben, die nun auch Nachwuchs bekommen haben. Eine Neuanschaffung ist ein motorisierter Pflug, der uns dabei unterstützt, von Gräsern bewachsene Flächen in kürzerer Zeit wieder nutzbar zu machen.

Die vielen Materialien, die uns in einem Container erreicht haben, sorgen für Flexibilität und Arbeitseifer. Insbesondere die Holz-, Metall-, Maurer- und Gartenwerkzeuge; die Fahrräder, die schon etliche Reparaturen hinter sich haben; der Solarkocher, in dem wir Pizza und Kuchen backen und von uns nochmal größer nachgebaut werden soll; die Nähmaschinen samt Kurzwaren, die Zinkwannen und die Soundanlage. Letztere hat schon einige Veranstaltungen bei uns im Dorf ermöglicht, auch Online-Übertragungen während der Corona-Ausgangssperren.

Außerdem haben wir sie auch schon öfter mitgenommen, zum Beispiel in die Hauptstadt Conakry, um dort einen »Journée de solidarité« anlässlich des Todestages der zwei guineischen Migranten Oury Jalloh und Laye Alama Condé, die in Deutschland durch Polizeigewalt getötet wurden, zu veranstalten. Oder einen »Journée Sabbaticale« zum Gedenken an den Unabhängigkeitsvater von Guinea, Sekou Touré, der gemeinsam mit Haile Selassie (Äthopien) und Modibo Keita (Mali) den Panafrikanismus begründet hat.

Seit einem Jahr läuft nun schon unser Café, in dem es auch Kleinigkeiten für den alltäglichen Bedarf gibt. Dies ist unser erstes kleines Unternehmen vor Ort und wir möchten gern noch weitere gründen, um ökonomisch flexibel und unabhängig zu werden. Dabei hatten wir vor allem an die Herstellung von weiterverarbeiteten Nahrungsmitteln wie Erdnussbutter, Palmöl oder getrocknete Mangos gedacht. Dies könnte in Kooperation mit den Frauenverbänden aus den Nachbardörfern umgesetzt werden, mit denen wir uns im März 2021 im Rahmen unseres Festivals »Welt ohne Grenzen« zusammengeschlossen haben.

Unser Verpflegungshaus, welches schon vor zwei Jahren errichtet wurde und bereits diverse Anwendungen fand (trockener Stell-, Zelt-, Wäsche- oder Lagerplatz, Tonstudie), wird nun mit Türen, Fliesenmosaik, Tischen und Bänken sowie einem gemauerten Ofen zum Backen und Kochen versehen. In der Regenzeit ist ein trockener, geschützter Raum zum Kochen, Essen und Verweilen außerordentlich wichtig.

Seit Mai 2022 haben wir ein mobiles Tonstudio namens »Jambulance« bei uns zu Besuch. Dies ist ein Projekt, bei dem Künstler*innen die Möglichkeit erhalten sollen, kostenlos ihre Musik aufzunehmen. Kurukanfuwa bietet dafür eine willkommene Infrastruktur sowie passendes Know-how. Junge und alte Talente aus der Region wurden ausfindig gemacht und zusammengebracht. Faso Kele selbst hat so auch sieben Songs aufnehmen können. Und auch mit Faso Kele assoziierte Künstler*innen haben ihre Lieder vertont.

Im August 2022 konnten wir endlich mit dem Bau des Atelier- und Ausbildungshauses, das vor allem Frauen zu mehr (ökonomischer) Unabhängigkeit verhelfen soll, beginnen. Es ist der letzte Projektabschnitt, der von »Brot für die Welt« finanziert wurde. Leider sind die vorhandenen Mittel aufgrund von Wechselkursen und Geldaufwertungen nun viel geringer ausgefallen, sodass wir uns zunächst nur den Rohbau vornehmen konnten. Für dieses Jahr wünschen wir uns, den Bau fertig zu stellen, einen positiven Fortgang der Dorfentwicklung sowie weitere zukunftsweisende und nachhaltige Aktivitäten.

Weitere Infos: www.fasokele.org

Kontakt: info@fasokele.org

Titelbild: Bau des Ateliers zur Autonomisation von Frauen. Foto: Faso Kele

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