Gutes auf die Ohren: »Alles für Alle«

In unserer Serie
»Gutes auf die Ohren« stellen wir euch interessante Podcasts vor.

Worum geht’s?

Es gibt immer mehr Podcasts und Bücher, in denen verschiedenste Menschen ihr Leben und Erleben von Geschlecht und Geschlechterrollen teilen und kritisch hinterfragen. Mal sind diese Perspektiven persönlich und konkret, mal geht es um theoretisch-strukturelle Fragen, die die ganze Gesellschaft betreffen. Letzteres passiert in dem Podcast »Alles für Alle« vom Dissens e.V.. Der Podcast dreht sich um grundlegende Fragen: Welchen Ansprüchen muss eine Person genügen, um weiblich oder männlich zu sein? Wie haben sich unsere Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit im Laufe der Zeit geändert? Was bedeutet es, dass die herrschenden Geschlechterverhältnisse binär und hierarchisch sind? Wie kann ich meine eigene Geschlechtlichkeit reflektieren, um mich und andere von ihren negativen Auswirkungen frei zu machen? Diese Fragen bilden den Ausgangspunkt für das kritische Hinterfragen von Geschlechterrollen. »Im Dissens mit den herrschenden Geschlechterverhältnissen« – so der Untertitel des Podcasts – beleuchten die Moderatorinnen mit ihren Gästen, warum der Status Quo einschränkt und diskriminiert, welche theoretischen Konzepte es gibt, um diese Probleme auf den Punkt zu bringen und welche Lösungen der Feminismus erarbeitet hat.

Wer spricht da?

Der Podcast wird vom Berliner Verein »Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.« produziert. Als Gegenteil der Übereinstimmung, dem Konsens, beschreibt der Dissens die Meinungsverschiedenheit bzw. die Ablehnung oder die Kritik von Standpunkten. Erklärtes Ziel des Vereins ist es, die bestehende Ordnung nicht als gegeben hinzunehmen, sondern sie kritisch zu hinterfragen und zu verändern. Der Verein arbeitet seit mehr als 30 Jahren in Berlin rund um das Thema Geschlechterverhältnisse. Die Projekte drehen sich dabei zum Beispiel um kritische Männlichkeitsforschung, Jungenarbeit, sexuelle Vielfalt und die Prävention sexualisierter Gewalt. Mit dem Podcast möchte der Verein die Erfahrungen der Mitarbeiter*innen zugänglich machen und ihr geballtes Fachwissen und ihre Positionen dazu nach außen tragen. Sarah Klemm, deren Schwerpunkt auf geschlechterreflektierter Pädagogik und sexueller und geschlechtlicher Vielfalt liegt, und ihre Kollegin Ulla Wittenzeller, die außerdem die Verschränkung von Rassismus und Sexismus untersucht, moderieren die Folgen gemeinsam. Unterstützt werden sie von Kolleg*innen oder Ehemaligen des Vereins.

Wie hört sich das Ganze an?

Es entsteht ein spannendes Gespräch zwischen Expert*innen, die sich gut kennen und die außerdem viele Jahre beruflicher Kollaboration rund um die besprochenen Themen miteinander verbindet. Der Ton ist entspannt, die Redebeiträge nichtsdestotrotz vollgepackt mit Standpunkten und Erklärungen, die es in sich haben. Die besondere Mischung aus Fachwissen, Meinungen und persönlichen Anekdoten ist perfekt, um tiefer in alle Themen rund um Geschlecht und Geschlechterrollen einzutauchen.

Für wen ist der Podcast?

Der Podcast richtet sich an alle, denen Genderthemen nicht fremd sind und die kompetenten Menschen dabei zuhören wollen, wie sie grundlegende Fragen zuein­ander in Beziehung setzen, große und komplexe Themen präzise auf den Punkt bringen und dabei mit interessanten persönlichen Erfahrungen und klaren Meinungen verschiedene Standpunkte der aktuellen Gender-Debatte besprechen.

Einsteiger*innen in die Themen empfehle ich, sich vor dem Hören ein bisschen über die Grundbegriffe der Debatte schlau zu machen. (Ein einleitender Artikel mit kleinem Glossar ist unten verlinkt.) Wittenzeller und Klemm beziehen sich immer wieder auf im Feminismus etablierte Konzepte und nutzen Begriffe aus dem akademischen Kontext. Ohne ein gewisses Vorwissen entgehen dem*der Hörer*in unter Umständen wichtige Zusammenhänge. Aber keine Panik, egal mit welchem Wissenstand der*die Hörer*in in den Podcast einsteigt: Erhellend ist er auf jeden Fall. Die Moderatorinnen fassen zwischendurch immer wieder die wichtigsten Punkte des Gesprächs zusammen, sodass der*die Hörer*in auch bei komplizierten Sachverhalten nicht den Faden verliert.

Die ca. 30 Minuten langen Folgen erscheinen in unregelmäßigem Rhythmus, immer drei zu einem Thema. Die ersten beschäftigen sich mit Weiblichkeit, in Folge 4 bis 6 geht es um das Pendant Männlichkeit und die aktuellsten Folgen drehen sich um Nicht-Binarität, also um alles, was drumherum und dazwischen liegt.

Viel Spaß beim Reinhören!

Links:
Podcast auf der Website des Dissens e.V.: https://www.dissens.de/podcast
Kleines Glossar zu den wichtigsten Begriffen des Feminismus vom enorm Magazin: https://bit.ly/3vHvhv8

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