Das Gute Leben für Alle

Das I.L.A.-Kollektiv will Antworten finden auf die Frage, wie ein Wandel von der imperialen zu einer solidarischen Lebensweise aussehen kann.

Regine Beyß, Redaktion Kassel

Wir wollen es – und doch können wir es nicht: »Es ist unmöglich, heutzutage so zu leben, dass weder Menschen noch die Natur dabei ausgebeutet werden. Überall stoßen wir auf Hindernisse. Gerade in reichen Gesellschaften bleibt den Menschen keine andere Wahl, als tagtäglich auf Kosten anderer zu leben – selbst wenn sie sich bemühen, dies nicht zu tun.« Das zu realisieren sei schmerzhaft – wenn auch nicht vergleichbar mit dem Schmerz, den diejenigen erfahren, die ausgebeutet werden. So schreibt es das I.L.A-Kollektiv in seinem zweiten Buch »Das Gute Leben für alle«.

I.L.A. steht für Imperiale Lebensweise und solidarische Alternativen. Junge Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen setzen sich hier mit den Problemen der imperialen Lebensweise auseinander. In der ersten Schreibwerkstatt (2016 bis 2017) entstand das Buch »Auf Kosten anderer?«. Dieses Dossier stellt das Konzept der imperialen Lebensweise vor und erläutert, wie unsere derzeitige Produktions- und Lebensweise Mensch und Natur belastet: »mit dem Auto zur Arbeit und mit dem Flugzeug in den Urlaub, jederzeit eine große Auswahl an exotischem Obst und die tägliche Wurst, monatlich ein neues Outfit, endlich wieder ein neues Möbelstück für die eigenen vier Wände und alle zwei Jahre ein neues Smartphone […]. So zu leben und zu wirtschaften ist nicht verallgemeinerbar.« Und obwohl vielen von uns diese Problematik bewusst ist, ändert sich nichts.

Das I.L.A.-Kollektiv erklärt dieses Paradox so: »Was viele Menschen lähmt, ist deshalb das Gefühl, keine anderen Optionen zu haben: Das derzeitige Leben und Wirtschaften – mit all den gravierenden Folgen, die es hat – scheint normal und alternativlos.«

Dass es durchaus Alternativen gibt und die imperiale Lebensweise nicht der Weisheit letzter Schluss ist, das hat die zweite I.L.A.-Schreibwerkstatt (2018 bis 2019) herausgearbeitet. Die Autor*innen geben in ihrem Buch offen zu, dass sie traurig und wütend sind, in einer Welt voller Ausbeutung zu leben; in einer Welt, die von Leistungsdruck, Wettbewerb und Unsicherheit geprägt ist. Doch gleichzeitig sind sie sich sicher, dass es auch anders geht. Sie sind überzeugt, dass die globale Gemeinschaft das Zusammenleben auf diesem Planeten besser organisieren kann. Und zwar so, dass alle Menschen ein Gutes Leben führen können und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben: »Mit diesem Buch möchten wir dazu beitragen, neue Ideen, Vorstellungen und Möglichkeiten in die Welt zu bringen – jenseits von Ausbeutung und Unfreiheit.«

Mit der CONTRASTE gehen wir einen ganz ähnlichen Weg und möchten daher in unserem Schwerpunkt einige Ideen aus »Das Gute Leben für alle« zugänglich machen. Es sind nur einige Fragmente dieser wertvollen Arbeit, doch sie zeichnen bereits ein konstruktives und hoffnungsvolles Bild von dem, was möglich wäre.

Nach den beiden Schreibwerkstätten fand von 2019 bis 2021 eine praxisorientierte Wandelwerkstatt statt, in der Transformationsstrategien und konkrete Projekte entwickelt wurden, um das zuvor in den Schreibwerkstätten erarbeitete Wissen in die Gesellschaft zu tragen. Die vier Wandelprojekte stellen wir ebenfalls in diesem Schwerpunkt vor.

Link: ilawerkstatt.org

Illustrationen auf der Titelseite und im Schwerpunkt: Sarah Heuzeroth


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