Büchel ist überall!

Gern wird die Friedensbewegung totgesagt. Doch sie hat sich jenseits von Großdemos in anderen Formen dezentral ausgebreitet. Eine davon ist die Kampagne »Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt«, die wir im Schwerpunkt dieser CONTRASTE-Ausgabe vorstellen. Dabei können nur kurze Schlaglichter die jeweiligen Gruppen und ihre Aktionen beleuchten – von den über 70 beteiligten Organisationen, die diese Kampagne tragen, haben wir acht ausgewählt. Doch einen Eindruck von der Vielfalt ihrer Aktivitäten mögen sie vermitteln – alle mit dem Ziel, die Atombomben hier und weltweit abzuschaffen.

Ariane Dettloff, Redaktion Köln

Noch immer – und mehr denn je – bedrohen über 15.000 atomare Massenvernichtungswaffen die gesamte Menschheit. 20 davon lagern in dem kleinen Eifelort Büchel nahe Cochem an der Mosel. Bundeswehrsoldat*innen trainieren im Rahmen der sogenannten Nuklearen Teilhabe, sie im Ernstfall ins Ziel zu fliegen. Jede der US-Bomben im Fliegerhorst Büchel hat die mehrfache Sprengkraft der Bombe von Hiroshima, der 1945 hunderttausende Menschen zum Opfer fielen. Und die Bücheler B-61-Bomben sollen nun auch noch aufgerüstet werden, und zwar so, dass sie nicht mehr nur einfach vom Himmel fallen, sondern sich nach dem Ausklinken selbstständig ihr Ziel suchen. Das wird sie »besser einsetzbar« machen. Es erhöht sich also die Gefahr, dass sie nicht nur, wie stets vorgegeben wird, der Abschreckung dienen. Die NATO schließt auch den Ersteinsatz nicht aus. Darüber hinaus bilden diese Bomben eine stetige Bedrohung etwaiger Gegner*innen und sind somit selbst potenzielle Angriffsziele. Und ein Atomkrieg aus Versehen kann jederzeit passieren – mehrmals standen wir bereits kurz davor. Erwähnt sei nur die mutige (Nicht-) Reaktion des sowjetischen Offiziers Stanislaw Petrow, dem seine Computer 1983 fälschlich einen atomaren Angriff der USA gemeldet hatten.

Nachdem US-Präsident Donald Trump den INF-Vertrag kündigte, der die Abrüstung der Mittelstrecken-Atomraketen beinhaltete, und Russlands Regierungschef Wladimir Putin den Vertrag prompt ebenfalls annullierte, haben die internationalen Atomwissenschaftler*innen den Zeiger ihrer symbolischen Weltuntergangsuhr auf 100 Sekunden vor der Katastrophe vorrücken lassen. ICAN, die »International Campaign to Abolish Nuclear Weapons« – eine von 70 Mitgliedsorganisationen der Kampagne »Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt« – hat 2017 maßgeblich dazu beigetragen, dass 122 Nationen den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen beschlossen. Er tritt in Kraft, sobald ihn 50 Staaten ratifiziert haben. Die Bundesregierung aber weigert sich, ihm beizutreten. Derzeit versuchen Mitglieder der Kampagne, möglichst viele Personen und Instanzen zu bewegen, sich für die Unterzeichnung des Vertrags einzusetzen. Bundeskanzlerin Merkel gratulierte ICAN zwar zum Friedensnobelpreis, den die NGO 2017 erhielt, behauptete aber im Nachsatz, leider bräuchten wir die Atomwaffen noch.

»Jede Sekunde an jedem Tag bedrohen Atomwaffen jeden, den wir lieben, und alles, was wir wertschätzen. Wir dürfen diesen Irrsinn nicht länger tolerieren«, sagte die Überlebende des Atombombenabwurfs auf Hiro­shima, Setsuko Thurlow, in ihrer Rede vor den Vereinten Nationen anlässlich der Vorbereitungskonferenz zur Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags. »Die Geschichte wird diejenigen hart richten, die den Verbotsvertrag ablehnen.«

Link: www.atomwaffenfrei.de

Titelbild: Herbert Sauerwein

Lest dazu auch den Artikel „Ziviler Ungehorsam juristisch gesehen“ von Prof. Andreas Fisahn aus unserer April-Ausgabe (Nr. 427).


Weitere Beiträge im Schwerpunkt

Seite 9

Pressehütte Mutlangen
Bücheler Aktionspräsenz 2020
Öffentliche Fastenaktion

Seite 10

»Ohne Rüstung leben«
Initiativkreis gegen Atomwaffen
Verbindung von Glauben und Aktion

Seite 11 – Schwerpunkt

Strategie von ICAN
Hiroshima-Bündnis Hannover
Jugenddelegation bei der UNO

Seite 12 – Schwerpunkt

Ziviler Ungehorsam und Prozesse
Trägerkreis »Atomwaffen abschaffen«


Ihr wollt eine oder mehrere Ausgaben der CONTRASTE bestellen? Dann schreibt einfach eine Mail an: abos@contraste.org

Das könnte für dich auch interessant sein.