Sorgen für die Zukunft

»Care for Future« ist der Name einer neuen Stiftung, die Aktivitäten fördert, die die Themen Care und Klima zusammen denken und versuchen, »klimapolitische Aktivitäten mit dem Ziel einer sorgenden, achtsamen Lebensweise« zu verbinden.

Unsere Kolumne: Blick vom Maulwurfshügel
Illustration: Eva Sempere

Versuche, die verschiedenen zivilgesellschaftlichen Bewegungen zusammen zu führen, gab es in den letzten Jahren immer wieder und an verschiedenen Orten. Dadurch könnten Ressourcen gemeinsam genutzt, Synergien hergestellt und gegenseitige Unterstützung organisiert werden, so die Hoffnung. Obwohl weitgehend Konsens besteht, dass die verschiedenen Krisen – Klima, Gesundheit, Artenvielfalt, soziale Ungleichheit, Flucht und Migration usw. – eine gemeinsame Ursache haben, nämlich das kapitalistische und patriarchale Wirtschaftssystem und das dazu gehörende Weltbild, sind diese Versuche bisher nur mäßig erfolgreich.

Immer wieder gab und gibt es inspirierende Treffen oder Konferenzen, die mit dem festen Vorsatz enden, doch in Zukunft mehr zusammenzuarbeiten. Und immer wieder verlaufen die Prozesse im Sand, auch und gerade wegen mangelnder Ressourcen.

Ein Grund ist aber auch die Tatsache, dass alle diese Krisen zwar eine gemeinsame Ursache haben, die Auswirkungen aber vielfältig sind und immer gravierender werden. Es muss jetzt etwas gegen den Pflegenotstand geschehen, die Menschen an den europäischen Grenzen brauchen jetzt aktuell und dringend menschenwürdige Behandlung, die weitere Rodung des Waldes muss jetzt verhindert werden, auch wenn wir alle wissen, dass es ohne Systemwandel keine langfristigen Lösungen geben kann. Dieser Systemwandel dauert aber zu lange für die drängenden aktuellen Probleme und so kommt es, dass sich trotzdem immer wieder alle auf ihr jeweiliges Thema stürzen, weil ihnen die Dringlichkeit keine Ruhe lässt und sie dort alle Energie, oft genug bis zum Burnout, verbrauchen.

Die früher häufig geäußerte Meinung, es wäre ohnehin geraten, sich nicht für eine Verbesserung der aktuellen Situation einzusetzen, denn je schlechter es den Menschen gehe, desto eher würden sie Widerstand leisten und damit die Veränderung beschleunigen, ist in erster Linie zynisch und in zweiter Linie auch falsch. Wer jeden Tag ums Überleben kämpft, hat keine Zeit für politisches Engagement. Für mich ist die große Frage: Wie können wir Ressourcen frei machen für den gemeinsamen Einsatz für einen Systemwandel, ohne die Arbeit zur aktuell notwendigen Schadensbegrenzung zu vernachlässigen?

Gerade die Themen Care und Ökologie zusammen zu denken folgt jedoch einer langen ökofeministischen Tradition. Die Abwertung und Ausbeutung von Frauen und Natur wurzelt in den gleichen patriarchalen Denkweisen und Strukturen. Möglicherweise könnte gerade diese Kombination zum Erfolg führen. Zu wünschen wäre es jedenfalls und Zusammenhänge gäbe es genug für gemeinsame Forderungen und Aktivitäten.

Brigitte Kratzwald

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